Trägt das Gegenüber eine Maske, erschwert dies Hörgeschädigten die Kommunikation
Die Maske abnehmen – das kann man in Zeiten der Corona-Pandemie überwiegend nur unter freiem Himmel und zu Hause. Doch was ist mit Hörgeschädigten, die auf das Lippenlesen angewiesen sind, um ihren Gesprächspartner zu verstehen? Durch die nach wie vor geltende Maskenpflicht im öffentlichen Raum sind die Lippenbewegungen des Gegenübers jedoch meist nur noch bei privaten Zusammenkünften lesbar. Gerade bei einem Arzt-Patienten-Gespräch kann das von Nachteil sein. Das Cochlear-Implant-Centrum CICERO, das zur Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro) des Universitätsklinikums Erlangen gehört, setzt bei Terminen mit Schwerhörigen daher auf Visiere und Plexiglasscheiben anstelle einer Mund-Nasen-Bedeckung.
„Auch gut Hörende verstehen andere Menschen schlechter, seit überall eine Maske getragen werden muss. Das liegt jedoch nicht unbedingt daran, dass die Stimme durch die Maske gedämpft wird, sondern eher daran, dass wir die Lippen unseres Gesprächspartners nicht mehr sehen. Die Mimik wird durch den Mundschutz ebenfalls ‚geschluckt‘ und das führt zu zusätzlichen Kommunikationsschwierigkeiten“, sagt Prof. Dr. Dr. Ulrich Hoppe, Leiter des CICERO. „Ein Hörakustiker aus Fürth hat daher Masken mit Sichtfenster entwickelt. Diese Mundschutze können wir jedoch im Klinikumfeld aus hygienischen Gründen leider nicht verwenden.“ Das CICERO-Team setzt deshalb auf Plexiglasscheiben und Visiere, wenn die Mitarbeiter z. B. längere Hörgeräteeinstellungen vornehmen oder eine Therapieeinheit durchführen.
Maske abnehmen ist erlaubt!
Was viele nicht wissen: Bereits in der vierten Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung (4. BayIfSMV) vom 5. Mai 2020 wurde unter § 1 festgelegt, dass die Mund-Nasen-Bedeckung abgenommen werden darf, solange es zur Kommunikation mit Menschen mit Hörbehinderung erforderlich ist – dies gilt auch in der aktuellen Maßnahmenverordnung (6. BayIfSMV) weiter fort. Die Änderung der Verordnung hatte der Bayerische Cochlea Implantat Verband e. V. erwirkt. Um sich und seinen schlecht hörenden Gesprächspartner trotzdem vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen, sind Visiere eine gute Alternative zu undurchsichtigen Stoffmasken.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dr. Ulrich Hoppe
Telefon: 09131 85-32980
E-Mail: cicero@uk-erlangen.de